
Der Bü...
- Beiträge
- 1.234
Hej…
heute habe ich zwei Kameras aus meiner Wahlheimat Wiesbaden mitgebracht. Hierbei handelt es sich um Kameras der Gebrüder Wirgin. Die Gebrüder Wirgin kamen nach dem 1. Weltkrieg in den frühen Zwanzigern aus Polen nach Deutschland um zu Studieren und gründeten Ihr Fotowerk in Wiesbaden. In letzte Zeit habe ich viel bzgl. der Fotowerke Gebrüder Wirgin recherchiert und möchte euch in Zukunft ein kleines Firmenportrait zusammenstellen. Hier geht es jedoch erst einmal, um die technischen Früchte der Gebrüder Wirgin.
In der Nachkriegszeit des 2. Weltkriegs erlebt Deutschland ein aufblühen der Kameraindustrie und neben den üblichen Verdächtigen hatte sich der Außenseiter Wirgin eingereiht. Die Gebrüder Wirgin waren mit der Edixa Reflex-Serie, Schlitzverschluss, M42 Gewinde und Wechselsucher Mitte der 50er Jahre eine direkte Konkurrenz zu Praktika und Exakta. Leider konnten Sich die Brüder nicht gegen die nachfolgenden Japaner in den 60er und 70er Jahren durchsetzen.
Die Edixa Serie stammt aus der Feder vom Chefkonstrukteur Heinz Waaske. Dieser war bekannt dafür mit einfachsten Mitteln ein Maximum an Funktionalität und Komfort zu erreichen. Seine minimalistischen und sehr kompakten KB-Kameras konnte er bei Wirgin nicht durchsetzen und wurde in den Späten 60ern mit der Rollei 35 bekannt.
Die Kameras sind heute sehr günstig zu bekommen, doch leider nur wenige in gutem optischem Zustand. Die Technik der Wirgin Kameras war eher Robust und deswegen Zuverlässig, so dass die Kameras bis heute immer noch funktionstüchtig sind.
Das Schöne an der Edixa Reflex Serie ist, dass es so eine Art Baukastenprinzip war. Das Gehäuse war immer gleich nur die Ausstattung unterschiedlich.
Aus diesem Grund habe ich mir folgende Modelle besorgt.
#1 – Edixa-Mat Reflex C

#2 – Edixa-Mat Reflex B-L

Die Edixa-Mat-Reflex C mit Belichtungsmesser, Baujahr ca. 1956 und
die Edixa-Mat-Reflex B-L, Baujahr ca. 1963
Die Edixa-Mat-Reihe von 1956 wurde ca. 1963 neu aufgelegt und bekam lineare Verschlusszeiten. In diesem Zuge hat man der Modellbezeichnung einfach das „L“ angehängt.
Edixa-mat Reflex/REFLEX Modelle (1956-1968)
mit Wechselsucher, Innenauslösung, Rapidspiegel
B: 1 - 1/1000 sek.
C: wie B, mit elektrischem Belichtungsmesser
D: wie B, mit Selbstauslöser und Langzeitenwerk 9 sek. - 1/1000 sek.
B-L: "lineare" Zeiten 30-60 etc. - 1/1000 sek.
C-L: wie B-L mit Belichtungsmesser
D-L: wie D mit Langezeitenwerk
#3 – Modellreihe

#4 – Fotoaufnahme ca. 1950, Montage der Edinex III

Zu der Herstellung in den Fotowerken möchte ich, mit seiner Erlaubnis, Herrn Klaus-Eckard Riess zitieren. Er war damals bei Zeiss Ikon als Werkzeugmechaniker angestellt und durfte nach einer Spezialausbildung zu einem dreiwöchigen Aufenthalt nach Wiesbaden zu den Gebrüdern Wirgin fahren.
Auszug aus den Notizen:
„Für mich war es hochinteressant und lehrreich, die Arbeitsweise in der Firma Gebr.Wirgin mit der bei der Zeiss Ikon AG zu vergleichen. In der Zeiss Ikon wurden alle Teile mit hoher Präzision und grösstem Finish gefertigt, so dass die Teile bei der Montage schon passten und nur geringe Justagen notwendig waren. Anders im Kamerawerk Gebr.Wirgin. Hier waren die Teile ziemlich grob hergestellt, hatten auch eine gröbere Oberflächenbeschaffenheit, und mussten deshalb bei der Montage individuell angepasst werden. Die Mechaniker bogen, feilten und polierten an den einzelnen Teilen herum, bis die Sache funktionierte.
Regelrecht schockiert war ich darüber, wie die Schrauben gesichert wurden. Den Senkschrauben wurde ganz einfach ein Schlag mit einem Körner versetzt. Ich liess mir erzählen, dass ein Mechaniker die Sache mal rationalisieren wollte, indem er die Kameras garnicht mehr aus dem Transportkasten nahm, wenn er auf den Körner schlug. Zum allgemeinen Spass passierte es dann, dass der Boden des Kasten herausflog.“
#5 – Edixa-Mat Reflex B-L von Oben

Ansicht von Oben mit entnommenen Prismensucher und den neu eingeführten linearen Verschlusszeiten.
Die Edixa-Reflex-Reihe war mit einem Rückkehrspiegel ausgestattet. Bei Wirgin wurde dieser als Rapidspiegel bezeichnet.
#6 – Edixa-Mat Reflex C von Oben

Auf der linken Seite ist die integrierte Belichtungsmessung gut zu erkennen.
#7 – Edixa-Mat Reflex C mit geschlossenem Belichtungsmesser

Der Belichtungsmesser wurde wie zu diesen Zeiten üblich mit einer Selen-Fotozelle gemessen und an der oberen Seite der Kamera angezeigt. Die Belichtungsmessung war zu dieser Zeit noch nicht mit der Blende oder dem Verschluss gekoppelt.
Im Außenbereich hat man den Belichtungsmesser im geschlossenen Zustand verwendet, so dass durch die vier kleinen Löcher in der Klappe weniger Licht zur Messung auf die Fotozelle traf.
In Innenräumen wurde die Klappe geöffnet und die gesamte Fläche der Selen-Fotozelle zur Belichtungsmessung genutzt.
#8 – Edixa-Mat Reflex C mit offenem Belichtungsmesser

Als nächsten möchte ich mal sehen, ob diese heimatlichen Schmuckstücke noch technisch Funktionieren- Hierzu werde ich demnächst einen Film einlegen und hoffe, dass ich euch ein paar Aufnahmen präsentieren kann.
Im nächsten Schritt möchte ich das Kunstleder an den Kameras wieder herstellen und die Kameras etwas aufhübschen.
Gruß, der Bü…
heute habe ich zwei Kameras aus meiner Wahlheimat Wiesbaden mitgebracht. Hierbei handelt es sich um Kameras der Gebrüder Wirgin. Die Gebrüder Wirgin kamen nach dem 1. Weltkrieg in den frühen Zwanzigern aus Polen nach Deutschland um zu Studieren und gründeten Ihr Fotowerk in Wiesbaden. In letzte Zeit habe ich viel bzgl. der Fotowerke Gebrüder Wirgin recherchiert und möchte euch in Zukunft ein kleines Firmenportrait zusammenstellen. Hier geht es jedoch erst einmal, um die technischen Früchte der Gebrüder Wirgin.
In der Nachkriegszeit des 2. Weltkriegs erlebt Deutschland ein aufblühen der Kameraindustrie und neben den üblichen Verdächtigen hatte sich der Außenseiter Wirgin eingereiht. Die Gebrüder Wirgin waren mit der Edixa Reflex-Serie, Schlitzverschluss, M42 Gewinde und Wechselsucher Mitte der 50er Jahre eine direkte Konkurrenz zu Praktika und Exakta. Leider konnten Sich die Brüder nicht gegen die nachfolgenden Japaner in den 60er und 70er Jahren durchsetzen.
Die Edixa Serie stammt aus der Feder vom Chefkonstrukteur Heinz Waaske. Dieser war bekannt dafür mit einfachsten Mitteln ein Maximum an Funktionalität und Komfort zu erreichen. Seine minimalistischen und sehr kompakten KB-Kameras konnte er bei Wirgin nicht durchsetzen und wurde in den Späten 60ern mit der Rollei 35 bekannt.
Die Kameras sind heute sehr günstig zu bekommen, doch leider nur wenige in gutem optischem Zustand. Die Technik der Wirgin Kameras war eher Robust und deswegen Zuverlässig, so dass die Kameras bis heute immer noch funktionstüchtig sind.
Das Schöne an der Edixa Reflex Serie ist, dass es so eine Art Baukastenprinzip war. Das Gehäuse war immer gleich nur die Ausstattung unterschiedlich.
Aus diesem Grund habe ich mir folgende Modelle besorgt.
#1 – Edixa-Mat Reflex C

#2 – Edixa-Mat Reflex B-L

Die Edixa-Mat-Reflex C mit Belichtungsmesser, Baujahr ca. 1956 und
die Edixa-Mat-Reflex B-L, Baujahr ca. 1963
Die Edixa-Mat-Reihe von 1956 wurde ca. 1963 neu aufgelegt und bekam lineare Verschlusszeiten. In diesem Zuge hat man der Modellbezeichnung einfach das „L“ angehängt.
Edixa-mat Reflex/REFLEX Modelle (1956-1968)
mit Wechselsucher, Innenauslösung, Rapidspiegel
B: 1 - 1/1000 sek.
C: wie B, mit elektrischem Belichtungsmesser
D: wie B, mit Selbstauslöser und Langzeitenwerk 9 sek. - 1/1000 sek.
B-L: "lineare" Zeiten 30-60 etc. - 1/1000 sek.
C-L: wie B-L mit Belichtungsmesser
D-L: wie D mit Langezeitenwerk
#3 – Modellreihe

#4 – Fotoaufnahme ca. 1950, Montage der Edinex III

Zu der Herstellung in den Fotowerken möchte ich, mit seiner Erlaubnis, Herrn Klaus-Eckard Riess zitieren. Er war damals bei Zeiss Ikon als Werkzeugmechaniker angestellt und durfte nach einer Spezialausbildung zu einem dreiwöchigen Aufenthalt nach Wiesbaden zu den Gebrüdern Wirgin fahren.
Auszug aus den Notizen:
„Für mich war es hochinteressant und lehrreich, die Arbeitsweise in der Firma Gebr.Wirgin mit der bei der Zeiss Ikon AG zu vergleichen. In der Zeiss Ikon wurden alle Teile mit hoher Präzision und grösstem Finish gefertigt, so dass die Teile bei der Montage schon passten und nur geringe Justagen notwendig waren. Anders im Kamerawerk Gebr.Wirgin. Hier waren die Teile ziemlich grob hergestellt, hatten auch eine gröbere Oberflächenbeschaffenheit, und mussten deshalb bei der Montage individuell angepasst werden. Die Mechaniker bogen, feilten und polierten an den einzelnen Teilen herum, bis die Sache funktionierte.
Regelrecht schockiert war ich darüber, wie die Schrauben gesichert wurden. Den Senkschrauben wurde ganz einfach ein Schlag mit einem Körner versetzt. Ich liess mir erzählen, dass ein Mechaniker die Sache mal rationalisieren wollte, indem er die Kameras garnicht mehr aus dem Transportkasten nahm, wenn er auf den Körner schlug. Zum allgemeinen Spass passierte es dann, dass der Boden des Kasten herausflog.“
#5 – Edixa-Mat Reflex B-L von Oben

Ansicht von Oben mit entnommenen Prismensucher und den neu eingeführten linearen Verschlusszeiten.
Die Edixa-Reflex-Reihe war mit einem Rückkehrspiegel ausgestattet. Bei Wirgin wurde dieser als Rapidspiegel bezeichnet.
#6 – Edixa-Mat Reflex C von Oben

Auf der linken Seite ist die integrierte Belichtungsmessung gut zu erkennen.
#7 – Edixa-Mat Reflex C mit geschlossenem Belichtungsmesser

Der Belichtungsmesser wurde wie zu diesen Zeiten üblich mit einer Selen-Fotozelle gemessen und an der oberen Seite der Kamera angezeigt. Die Belichtungsmessung war zu dieser Zeit noch nicht mit der Blende oder dem Verschluss gekoppelt.
Im Außenbereich hat man den Belichtungsmesser im geschlossenen Zustand verwendet, so dass durch die vier kleinen Löcher in der Klappe weniger Licht zur Messung auf die Fotozelle traf.
In Innenräumen wurde die Klappe geöffnet und die gesamte Fläche der Selen-Fotozelle zur Belichtungsmessung genutzt.
#8 – Edixa-Mat Reflex C mit offenem Belichtungsmesser

Als nächsten möchte ich mal sehen, ob diese heimatlichen Schmuckstücke noch technisch Funktionieren- Hierzu werde ich demnächst einen Film einlegen und hoffe, dass ich euch ein paar Aufnahmen präsentieren kann.
Im nächsten Schritt möchte ich das Kunstleder an den Kameras wieder herstellen und die Kameras etwas aufhübschen.
Gruß, der Bü…
Zuletzt bearbeitet: