
Klaus-R
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Hallo zusammen,
heute möchte ich die umständlichste und mühseligste Methode vorstellen, wie man an ein Photo kommen kann .... ganz ehrlich beschwerlicher geht es kaum noch!
Und so fing alles an:
Mal wieder auf dem Trödel .... mal wieder eine Kamera .... diesmal etwas sehr Seltenes und sehr Winziges.

Die Kamera ist in sehr sehr gutem Zustand sogar mit originaler Ledertasche steht sie da ...... einzig der Zentralverschluss klemmt mal wieder
.... auch diesmal wieder kein Problem, das zu reparieren .... das klappt ja immer dann problemlos, wenn zuvor niemand die Kamera verbastelt hat ... hier erkennbar nicht passiert.
Das Problem liegt ganz woanders ..... Das Problem ist der erforderliche Film, der ebenfalls sehr selten ist .... Rollfilm Typ 127.
Links eine Rolle TYP 120 .... der Klassiker, der auch heute noch leicht zu bekommen ist und rechts eine Rolle TYP 127 .... in diesem Fall selber konfektioniert ..... mehr zu diesem Filmtyp jetzt vorab.....

ROLLFILM TYP 127
In 1912 kommt Kodak mit diesem damals tatsächlich "Kleinbildfilm" genannten Rollfilm auf den Markt.
Heute versteht man unter "Kleinbildfilm" den erst ein Jahr später in der UR-Leica (1913) photographisch genutzten 35mm Kinofilm, der sich natürlich als heute noch meistgenutzer Photo-Film durchsetzen konnte.
Doch schon ein Jahr früher hatte man bei Eastman-Kodak die Idee, mit dem damals neuen TYP 127 Rollfilm Kameras zu miniaturisieren und damit alltags- und reisetauglicher zu machen.
Die Idee einer VEST Pocket nahm entsprechend mit KODAKs gleichnamiger Kamera und dem dafür entwickelten 127er "Kleinbildfilm" Gestalt an.
Die KODAK Vest Pocket B wurde die damals weltkleinste Kamera für eben diesen mit ihr zusammen neu gelieferten Rollfilmtyp ...dem winzigen (nur 46mm breiten) auf einem Papierträger gelieferten Film.
Heute mutet die Vest Pocket B gar nicht mal sooo winzig an ... und man denkt sich unwillkürlich, dass damals die Westentaschen wohl noch deutlich größer gewesen sein mussten.
Damals war eine solch kleine Laufboden-Klappkamera dann aber schon doch eine Sensation und wurde ein großer Verkaufserfolg.
Fast alle Reportage-Aufnahmen des ersten Weltkrieges wurden tatsächlich mit der KODAK-Vest Pocket B auf Rollfilm 127 aufgenommen.
Das Grundformat des 127er Films ist 6,5x4cm zu insgesamt 8 Aufnahmen pro Film.
Ferner gibt es Kameras, die 12 Aufnahmen zu 4x4cm machen und Kameras die das sog. "Halbformat" belichten, das bedeutet 16 Aufnahmen zu 3x4cm.
Eine ebensolche Halbformat 3x4cm Kamera möchte ich mit der dann wirklich winzigen ISING PUCK (1948) aus westdeutscher Nachkriegsfertigung hier jetzt vorstellen .... natürlich auch mit Bildergebnissen, denn welch größere Ehre kann man den alten Sachen erweisen,
als sie auch zu benutzen.
127 Film ... eigentlich schon gestorben......
Rollfilm 127 wurde ab den 1930er Jahren dann ja rasend schnell vom heutigen "Kleinbildfilm" Typ 135 verdrängt.
Immer bessere und feinkörnigere Filmemulsionen machten den 135er KB-Film, der in lichtdichten Patronen geliefert wurde, zum Kassenschlager.
Das Problem, dass der 135er Film einen komplizierten automatischen Filmtransport erforderte (der hat ja kein Trägerpapier mit Transportzahlen drauf) konnte nicht nur bei LEITZ gelöst werden. Die erreichbare Bildqualität der winzigen 24x36mm Negative wurde ja immer besser.
Ferner fanden bis zu 36 Aufnahmen auf einem einzigen Film Platz. Eine 127er Halbformat-Kamera, die kaum größere Negative abliefert, kommt auf ganze 16 Aufnahmen pro Film.
Das letzte "Aufflammen" des 127er Filmes fand dann in den 1960ern statt, als mit TLR-Kameras (z.B. BABY-Rollei) gerne sog. SUPERSLIGHT Dias aufgenommen wurden.
Die quadratischen 4x4cm Dias konnten (oder können auch heute noch) in ganz normalen Kleinbild-Diaprojektoren gezeigt werden.
Hier mal eine Aufstellung aller jemals konfektionierten Filmtypen:
Alte Filmformate
Man sieht, dass nach 83 Jahren Lieferdauer Typ 127 im Jahre 1995 endgültig gestorben ist. ABER ....
Totgesagte leben noch ......
In 2019 wurde Typ 127 wieder neu aufgelegt und ist seitdem wieder lieferbar (jedenfalls theoretisch ... dazu gleich).
Lieferbar sind drei verschiedene SW-Negativ-Filme und ein Diafilm.
Dieser DIAFILM kann auch als CROSS-Film Negativ (also C41) entwickelt werden, was zwar "kreativ" enden kann, mit natürlicher Farbwiedergabe aber nix zu tun hat.Einen normalen Farb-Negativfilm gibt es leider NOCH nicht zu kaufen ....
man darf aber hoffen, dass auch diese Lücke noch geschlossen wird.
Da es im Moment so einen kleinen FILM-Hype gibt (gottseidank!) ist sehr viel Material ausverkauft und so leider auch fast alle 127er Rollfilme.
Einzig den CROSS-Diafilm könnte ich in Deutschland bestellen, die SW-Filme sind für Anfang November neu angekündigt und ich empfehle (bei Interesse) diese Filme auch zu bestellen .... was jetzt kommt ist nämlich sehr extrem!
Kurz .... es geht auch anders .... und so hab' ich's auch gemacht ....
127 Film SELBER KONFEKTIONIEREN.
Das Wichtigste sind die Spulen und die kann man als Nachfertigung auch einzeln bestellen:

Wie man einen 127er Film selber aus einem 120er Rollfilm macht, dafür gibt es eine Anleitung im Netz ........ sorry .... die verlinke ich gar nicht erst, denn es geht viel einfacher!
Nach den Spulen ist es das wichtigste, dass man einen einzigen Musterfilm hat, ohne den man die genauen Maße für den Eigenbau wirklich nicht gewinnen kann. Alles dazu im Netz ist leider falsch und wird nicht funktionieren.
Der Musterfilm .... ein uralter 127er, den ich bei EBAY finden konnte:

Hier ein 1:1 Nachbau des 127 Filmträgers aus einem (ja größeren 120er) der als Muster dient:

Der "neue" Filmträger muss exakt neu beschriftet werden .... insbesondere die Filmbildzählung muss millimetergenau stimmen.
Die "alte" Beschriftung passt natürlich nicht, die ist ja für 120er Filmtransport.
Man darf jetzt auf keinen Fall einfach mit einem Tintenschreiber die neue Zählung auf den Träger schreiben, weil die Schreibfarbe ja mit der Emulsion des eingewickelten Filmes in Berührung kommt und mit dieser reagieren würde. Der Film wäre anschließend gleich mit beschriftet.
Ich klebe also Papierklebeband auf, das die Schreibfarbe richtig aufsaugt und verlässlich bindet.

Jetzt muss der Film (bei absoluter DUNKELHEIT) auf Maß gebracht werden, wobei nur die Laufbreite das Problem ist. Die einfachste Lösung ist dann diese hier:
Der Trick mit dem Cigarrenschneider funktioniert wie gezeigt und auch im Dunkelen problemlos, zwei Anmerkungen müssen aber unbedingt sein:
-Den Cigarrenschneider bitte nicht auf einer Klinge stumpfschleifen, das ist Quatsch und würde nur dazu führen, dass die stumpfe Klinge den Film zerhaspelt ... außerdem läuft dann der Schneider "aus der Spur". Das Ding dann bitte so verwenden, wie es auch geliefert wird.

-Die andere Sache ist, dass der Film auf gar keinen Fall nun einfach umgewickelt werden kann und fertig!!!
Der Film Muss ja "gewendet werden" Der Filmanfang ist ja angeklebt, das Ende liegt lose im Trägerpapier.
Noch wichtiger ist es, den Film auf Normlänge zu kürzen (61cm).
120er Film ist leider 20cm zu lang!
Kürzt man den 120er Film nicht, dann passt die gewickelte Spule nicht mehr in die Kamera,
weil sie über den Spulenrand hinaus zu dick wird.
Es geht also nicht anders .... der so geschnittene Film muss (bei totaler Finsternis) abgewickelt, gekürzt, sauber auf den ausgelegten Träger geklebt werden und stramm aufgewickelt werden.
Das ist ohne Licht gar nicht mal soooo einfach! Die Länge habe ich mir an der Tischkante meines Labortisches tastbar markiert (Klebeband) und am Startpunkt muss an der exakt richtigen Stelle schon das Klebeband am Träger angebracht sein (vorher, bei Licht natürlich!)
Es ist viel Aufwand, aber es geht! Man kann also 127er Filme selber machen!
Erheblich einfacher und sinnvoller ist es, sich fertige 127er Filme zu kaufen. Wer selber entwickelt hat dann immer auch die Spule übrig und den Filmträger, den man immer wieder verwenden kann!
Einen genau gefertigten Filmträger selber zu machen, ist nämlich die allermeiste Arbeit.
Hat man die Sachen dann erstmal zusammen, dann kann man problemlos auch Farbfilme selber konfektionieren ....praktisch jeden 120er Rollfilm, der erhältlich ist.
Übrigens .... auch wenn es weh tut .... trotz des "Verschnittes" sind 120er Rollfilme erheblich preiswerter als die inzwischen begehrten 127er.
Der Verschnitt ist übrigens auch nicht wertlos .... ich mach' mir daraus Teststreifen, mit denen ich schnell prüfen kann, ob z.B. schon länger angesetzte Photo-chemie noch "gut" oder schon "erschöpft" ist.
127er FILME entwickeln ........
Ist in Eigenregie gar kein Problem. Meine alten JOBO Spindeln können auch noch auf 127er Filmbreite eingestellt werden.
Im Auftrag wird es etwas schwieriger .... die Discounter nehmen 127er Film nicht an, weil die Automaten das nicht können, es gibt aber Fachlabore, die auch 127er Film noch verarbeiten .... händisch dann natürlich .... das hat seinen Preis. Man findet solche Dienstleister schnell und einfach im Netz.
127er Filme digitalisieren .......
Ja ... geht .... aber nicht ohne Fummel:
Mein Mittelformat Scanner hat natürlich keinen Filmhalter für 127 Film, so dass ich mir einen Adapter für den 120er habe basteln müssen:
So kann das aussehen:

Ein weiteres Problemchen besteht darin, dass der Scanner die 127er Formate natürlich nicht "kennt" und man die einzelnen Scan-Rahmen eben selber setzen muss .... aber das spielt dann ja bei dem vorngegangenen Theater auch schon keine Rolle mehr.....
FAZIT: Ich gehe mit drei selbesgemachten 127er Rollfilmen an den Start .... den ersten habe ich schon belichtet und verarbeitet und so soll es jetzt endlich zur ISING-PUCK (1948) kommen, der vielleicht wirklich kleinsten Rollfilmkamera aller Zeiten.
FILM AB!


Film ist drin ... und los!
Ich habe einen FOMAPAN 100 CLASSIC SW-Film in das 127er Format gebracht und eingelegt.
Die winzige PUK hat einen ausziehbaren Objektiv-Tubus, der in ausgezogener Stellung durch Verdrehen arretiert wird.
Diese "Pocket" Kamera belichtet also das kleinste 127er Format in 3x4cm Bildgröße. Man nennt das HALBFORMAT.
Da es keine eigene Zählspur für Halbformat gibt, wird die normale Mittelspur (4x6,5cm) mit zwei Schaufenstern genutzt: Jede Zählnummer muss also erst im rechten, dann im linken Fenstrer eingestellt werden, da diese Kamera nach links wickelt. Beide Fenster können mit einem Schieber lichtdicht verschlossen werden.

In Normalstellung nimmt die Puck Hochformat auf. Will man Querformat ablichten, muss man sie also drehen .... ungewohnt, aber bei meinen 4,5x6cm 120er Kameras ganau so.
Zu Hause angekommen gucke ich dann neugierig mal nach, was ich da eigentlich für 12 Euros auf dem Trödel bekommen habe .... das damalige TOP-Modell tatsächlich:

Die kleine ISING hat das damalige Spitzenobjektiv RODENSTOCK-Trinar 45mm/3,5 in Verbindung mit einem Gauthier-Prontor II Zentralverschluss.
Wie man sieht hat sie auch lange Verschlusszeiten (+ Bulb) und die damals "flotte" 1/250s als schnellste Zeit zur Verfügung.
Ferner ein Vorlaufwerk (Selbstauslöser).
Einen Gehäuseauslöser kann sie nicht haben (Ausziehtubus ja), es wird also direkt vorne am Zentralverschluss ausgelöst. Das aber ist bei der winzigen Kamera kein Problem ... liegt genau am Zeigefinger.
Einen Anschluss für einen Drahtauslöser lässt die Kleine zwar vermissen, dafür kann man bei Staivbenutzung dann ja das Vorlaufwerk verwenden.
Der Okularsucher tut seine Aufgabe .... so richtig prickelnd ist aber nicht, dass das Objektiv und insbesondere der Verschlussspannhebel im Sucherblickfeld eine Ecke verdecken.
Mindestfokus ist 1m .... das ist üblich für Sucherkameras .... kürzere Aufnahmeabstände sind wegen des Sucherparallaxefehlers für Sucherkameras auch nicht sinnvoll.
Die ISING hat weder einen Entfernungsmesser noch einen Belichtungsmesser eingebaut.
Zumindest gibt es einen Zubehörschuh, den ich für einen Aufsteck-Mischbild-Entfernungsmesser nutze. Als Handbelichtungsmesser nehme ich meinen GOSSEN-SIXTOMAT ja immer gerne ... der ist anno 1954, als jünger als die Kamera.
127 Photos:
#1

#1c

#2

#2c

#3

#3c

#4

#4c

#5

#5c

Grüße und rettet Film
Klaus
heute möchte ich die umständlichste und mühseligste Methode vorstellen, wie man an ein Photo kommen kann .... ganz ehrlich beschwerlicher geht es kaum noch!
Und so fing alles an:
Mal wieder auf dem Trödel .... mal wieder eine Kamera .... diesmal etwas sehr Seltenes und sehr Winziges.

Die Kamera ist in sehr sehr gutem Zustand sogar mit originaler Ledertasche steht sie da ...... einzig der Zentralverschluss klemmt mal wieder
.... auch diesmal wieder kein Problem, das zu reparieren .... das klappt ja immer dann problemlos, wenn zuvor niemand die Kamera verbastelt hat ... hier erkennbar nicht passiert.
Das Problem liegt ganz woanders ..... Das Problem ist der erforderliche Film, der ebenfalls sehr selten ist .... Rollfilm Typ 127.
Links eine Rolle TYP 120 .... der Klassiker, der auch heute noch leicht zu bekommen ist und rechts eine Rolle TYP 127 .... in diesem Fall selber konfektioniert ..... mehr zu diesem Filmtyp jetzt vorab.....

ROLLFILM TYP 127
In 1912 kommt Kodak mit diesem damals tatsächlich "Kleinbildfilm" genannten Rollfilm auf den Markt.
Heute versteht man unter "Kleinbildfilm" den erst ein Jahr später in der UR-Leica (1913) photographisch genutzten 35mm Kinofilm, der sich natürlich als heute noch meistgenutzer Photo-Film durchsetzen konnte.
Doch schon ein Jahr früher hatte man bei Eastman-Kodak die Idee, mit dem damals neuen TYP 127 Rollfilm Kameras zu miniaturisieren und damit alltags- und reisetauglicher zu machen.
Die Idee einer VEST Pocket nahm entsprechend mit KODAKs gleichnamiger Kamera und dem dafür entwickelten 127er "Kleinbildfilm" Gestalt an.
Die KODAK Vest Pocket B wurde die damals weltkleinste Kamera für eben diesen mit ihr zusammen neu gelieferten Rollfilmtyp ...dem winzigen (nur 46mm breiten) auf einem Papierträger gelieferten Film.
Heute mutet die Vest Pocket B gar nicht mal sooo winzig an ... und man denkt sich unwillkürlich, dass damals die Westentaschen wohl noch deutlich größer gewesen sein mussten.
Damals war eine solch kleine Laufboden-Klappkamera dann aber schon doch eine Sensation und wurde ein großer Verkaufserfolg.
Fast alle Reportage-Aufnahmen des ersten Weltkrieges wurden tatsächlich mit der KODAK-Vest Pocket B auf Rollfilm 127 aufgenommen.
Das Grundformat des 127er Films ist 6,5x4cm zu insgesamt 8 Aufnahmen pro Film.
Ferner gibt es Kameras, die 12 Aufnahmen zu 4x4cm machen und Kameras die das sog. "Halbformat" belichten, das bedeutet 16 Aufnahmen zu 3x4cm.
Eine ebensolche Halbformat 3x4cm Kamera möchte ich mit der dann wirklich winzigen ISING PUCK (1948) aus westdeutscher Nachkriegsfertigung hier jetzt vorstellen .... natürlich auch mit Bildergebnissen, denn welch größere Ehre kann man den alten Sachen erweisen,
als sie auch zu benutzen.
127 Film ... eigentlich schon gestorben......
Rollfilm 127 wurde ab den 1930er Jahren dann ja rasend schnell vom heutigen "Kleinbildfilm" Typ 135 verdrängt.
Immer bessere und feinkörnigere Filmemulsionen machten den 135er KB-Film, der in lichtdichten Patronen geliefert wurde, zum Kassenschlager.
Das Problem, dass der 135er Film einen komplizierten automatischen Filmtransport erforderte (der hat ja kein Trägerpapier mit Transportzahlen drauf) konnte nicht nur bei LEITZ gelöst werden. Die erreichbare Bildqualität der winzigen 24x36mm Negative wurde ja immer besser.
Ferner fanden bis zu 36 Aufnahmen auf einem einzigen Film Platz. Eine 127er Halbformat-Kamera, die kaum größere Negative abliefert, kommt auf ganze 16 Aufnahmen pro Film.
Das letzte "Aufflammen" des 127er Filmes fand dann in den 1960ern statt, als mit TLR-Kameras (z.B. BABY-Rollei) gerne sog. SUPERSLIGHT Dias aufgenommen wurden.
Die quadratischen 4x4cm Dias konnten (oder können auch heute noch) in ganz normalen Kleinbild-Diaprojektoren gezeigt werden.
Hier mal eine Aufstellung aller jemals konfektionierten Filmtypen:
Alte Filmformate
Man sieht, dass nach 83 Jahren Lieferdauer Typ 127 im Jahre 1995 endgültig gestorben ist. ABER ....
Totgesagte leben noch ......
In 2019 wurde Typ 127 wieder neu aufgelegt und ist seitdem wieder lieferbar (jedenfalls theoretisch ... dazu gleich).
Lieferbar sind drei verschiedene SW-Negativ-Filme und ein Diafilm.
Dieser DIAFILM kann auch als CROSS-Film Negativ (also C41) entwickelt werden, was zwar "kreativ" enden kann, mit natürlicher Farbwiedergabe aber nix zu tun hat.Einen normalen Farb-Negativfilm gibt es leider NOCH nicht zu kaufen ....
man darf aber hoffen, dass auch diese Lücke noch geschlossen wird.
Da es im Moment so einen kleinen FILM-Hype gibt (gottseidank!) ist sehr viel Material ausverkauft und so leider auch fast alle 127er Rollfilme.
Einzig den CROSS-Diafilm könnte ich in Deutschland bestellen, die SW-Filme sind für Anfang November neu angekündigt und ich empfehle (bei Interesse) diese Filme auch zu bestellen .... was jetzt kommt ist nämlich sehr extrem!
Kurz .... es geht auch anders .... und so hab' ich's auch gemacht ....
127 Film SELBER KONFEKTIONIEREN.
Das Wichtigste sind die Spulen und die kann man als Nachfertigung auch einzeln bestellen:

Wie man einen 127er Film selber aus einem 120er Rollfilm macht, dafür gibt es eine Anleitung im Netz ........ sorry .... die verlinke ich gar nicht erst, denn es geht viel einfacher!
Nach den Spulen ist es das wichtigste, dass man einen einzigen Musterfilm hat, ohne den man die genauen Maße für den Eigenbau wirklich nicht gewinnen kann. Alles dazu im Netz ist leider falsch und wird nicht funktionieren.
Der Musterfilm .... ein uralter 127er, den ich bei EBAY finden konnte:

Hier ein 1:1 Nachbau des 127 Filmträgers aus einem (ja größeren 120er) der als Muster dient:

Der "neue" Filmträger muss exakt neu beschriftet werden .... insbesondere die Filmbildzählung muss millimetergenau stimmen.
Die "alte" Beschriftung passt natürlich nicht, die ist ja für 120er Filmtransport.
Man darf jetzt auf keinen Fall einfach mit einem Tintenschreiber die neue Zählung auf den Träger schreiben, weil die Schreibfarbe ja mit der Emulsion des eingewickelten Filmes in Berührung kommt und mit dieser reagieren würde. Der Film wäre anschließend gleich mit beschriftet.
Ich klebe also Papierklebeband auf, das die Schreibfarbe richtig aufsaugt und verlässlich bindet.

Jetzt muss der Film (bei absoluter DUNKELHEIT) auf Maß gebracht werden, wobei nur die Laufbreite das Problem ist. Die einfachste Lösung ist dann diese hier:
Der Trick mit dem Cigarrenschneider funktioniert wie gezeigt und auch im Dunkelen problemlos, zwei Anmerkungen müssen aber unbedingt sein:
-Den Cigarrenschneider bitte nicht auf einer Klinge stumpfschleifen, das ist Quatsch und würde nur dazu führen, dass die stumpfe Klinge den Film zerhaspelt ... außerdem läuft dann der Schneider "aus der Spur". Das Ding dann bitte so verwenden, wie es auch geliefert wird.

-Die andere Sache ist, dass der Film auf gar keinen Fall nun einfach umgewickelt werden kann und fertig!!!
Der Film Muss ja "gewendet werden" Der Filmanfang ist ja angeklebt, das Ende liegt lose im Trägerpapier.
Noch wichtiger ist es, den Film auf Normlänge zu kürzen (61cm).
120er Film ist leider 20cm zu lang!
Kürzt man den 120er Film nicht, dann passt die gewickelte Spule nicht mehr in die Kamera,
weil sie über den Spulenrand hinaus zu dick wird.
Es geht also nicht anders .... der so geschnittene Film muss (bei totaler Finsternis) abgewickelt, gekürzt, sauber auf den ausgelegten Träger geklebt werden und stramm aufgewickelt werden.
Das ist ohne Licht gar nicht mal soooo einfach! Die Länge habe ich mir an der Tischkante meines Labortisches tastbar markiert (Klebeband) und am Startpunkt muss an der exakt richtigen Stelle schon das Klebeband am Träger angebracht sein (vorher, bei Licht natürlich!)
Es ist viel Aufwand, aber es geht! Man kann also 127er Filme selber machen!
Erheblich einfacher und sinnvoller ist es, sich fertige 127er Filme zu kaufen. Wer selber entwickelt hat dann immer auch die Spule übrig und den Filmträger, den man immer wieder verwenden kann!
Einen genau gefertigten Filmträger selber zu machen, ist nämlich die allermeiste Arbeit.
Hat man die Sachen dann erstmal zusammen, dann kann man problemlos auch Farbfilme selber konfektionieren ....praktisch jeden 120er Rollfilm, der erhältlich ist.
Übrigens .... auch wenn es weh tut .... trotz des "Verschnittes" sind 120er Rollfilme erheblich preiswerter als die inzwischen begehrten 127er.
Der Verschnitt ist übrigens auch nicht wertlos .... ich mach' mir daraus Teststreifen, mit denen ich schnell prüfen kann, ob z.B. schon länger angesetzte Photo-chemie noch "gut" oder schon "erschöpft" ist.
127er FILME entwickeln ........
Ist in Eigenregie gar kein Problem. Meine alten JOBO Spindeln können auch noch auf 127er Filmbreite eingestellt werden.
Im Auftrag wird es etwas schwieriger .... die Discounter nehmen 127er Film nicht an, weil die Automaten das nicht können, es gibt aber Fachlabore, die auch 127er Film noch verarbeiten .... händisch dann natürlich .... das hat seinen Preis. Man findet solche Dienstleister schnell und einfach im Netz.
127er Filme digitalisieren .......
Ja ... geht .... aber nicht ohne Fummel:
Mein Mittelformat Scanner hat natürlich keinen Filmhalter für 127 Film, so dass ich mir einen Adapter für den 120er habe basteln müssen:
So kann das aussehen:

Ein weiteres Problemchen besteht darin, dass der Scanner die 127er Formate natürlich nicht "kennt" und man die einzelnen Scan-Rahmen eben selber setzen muss .... aber das spielt dann ja bei dem vorngegangenen Theater auch schon keine Rolle mehr.....
FAZIT: Ich gehe mit drei selbesgemachten 127er Rollfilmen an den Start .... den ersten habe ich schon belichtet und verarbeitet und so soll es jetzt endlich zur ISING-PUCK (1948) kommen, der vielleicht wirklich kleinsten Rollfilmkamera aller Zeiten.
FILM AB!


Film ist drin ... und los!
Ich habe einen FOMAPAN 100 CLASSIC SW-Film in das 127er Format gebracht und eingelegt.
Die winzige PUK hat einen ausziehbaren Objektiv-Tubus, der in ausgezogener Stellung durch Verdrehen arretiert wird.
Diese "Pocket" Kamera belichtet also das kleinste 127er Format in 3x4cm Bildgröße. Man nennt das HALBFORMAT.
Da es keine eigene Zählspur für Halbformat gibt, wird die normale Mittelspur (4x6,5cm) mit zwei Schaufenstern genutzt: Jede Zählnummer muss also erst im rechten, dann im linken Fenstrer eingestellt werden, da diese Kamera nach links wickelt. Beide Fenster können mit einem Schieber lichtdicht verschlossen werden.

In Normalstellung nimmt die Puck Hochformat auf. Will man Querformat ablichten, muss man sie also drehen .... ungewohnt, aber bei meinen 4,5x6cm 120er Kameras ganau so.
Zu Hause angekommen gucke ich dann neugierig mal nach, was ich da eigentlich für 12 Euros auf dem Trödel bekommen habe .... das damalige TOP-Modell tatsächlich:

Die kleine ISING hat das damalige Spitzenobjektiv RODENSTOCK-Trinar 45mm/3,5 in Verbindung mit einem Gauthier-Prontor II Zentralverschluss.
Wie man sieht hat sie auch lange Verschlusszeiten (+ Bulb) und die damals "flotte" 1/250s als schnellste Zeit zur Verfügung.
Ferner ein Vorlaufwerk (Selbstauslöser).
Einen Gehäuseauslöser kann sie nicht haben (Ausziehtubus ja), es wird also direkt vorne am Zentralverschluss ausgelöst. Das aber ist bei der winzigen Kamera kein Problem ... liegt genau am Zeigefinger.
Einen Anschluss für einen Drahtauslöser lässt die Kleine zwar vermissen, dafür kann man bei Staivbenutzung dann ja das Vorlaufwerk verwenden.
Der Okularsucher tut seine Aufgabe .... so richtig prickelnd ist aber nicht, dass das Objektiv und insbesondere der Verschlussspannhebel im Sucherblickfeld eine Ecke verdecken.
Mindestfokus ist 1m .... das ist üblich für Sucherkameras .... kürzere Aufnahmeabstände sind wegen des Sucherparallaxefehlers für Sucherkameras auch nicht sinnvoll.
Die ISING hat weder einen Entfernungsmesser noch einen Belichtungsmesser eingebaut.
Zumindest gibt es einen Zubehörschuh, den ich für einen Aufsteck-Mischbild-Entfernungsmesser nutze. Als Handbelichtungsmesser nehme ich meinen GOSSEN-SIXTOMAT ja immer gerne ... der ist anno 1954, als jünger als die Kamera.
127 Photos:
#1

#1c

#2

#2c

#3

#3c

#4

#4c

#5

#5c

Grüße und rettet Film
Klaus
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