Grundlagen Sigma SDxx Teil 2 (Autofokus)

Stephan_B

Stephan_B

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Hallo,

anbei der zweite Teil Grundlagen der SLR / DSLR Fotografie mit Sigma SDxx Kameras mit dem Schwerpunkt Autofokus.
Seit einigen Jahren ist der Autofokus in modernen Kameras nicht mehr wegzudenken, je nach Betrachtungsweise ist er Fluch oder Segen für den Fotografen.


Grundlagen

Grundsätzlich unterscheidet man folgende Arten von Autofokus

  • Ultraschall-Laufzeitverfahren
  • Aktiver Autofokus
  • Passiver Autofokus
Beim Passiven Autofokus unterscheidet man zwischen Kontrastmessung, (meist in Kompaktkameras) und Phasenvergleich (meistens in SLR/ DSLR Kameras).
Ich beziehe mich im weiteren auf das TTL – Phasendifferenz – Detektion Verfahren das bei den Sigma Kameras eingesetzt wird.
Die Genauigkeit eines Autofokus- Systems ist in der Regel sehr gut wenn einige Rahmenbedingungen beachtet.
Die Sigma Kameras kennen zwei Autofokuseinstellungen „S“ (Schärfepriorität ) und „C“ (Schärfenachführung mit Prädiktions-Funktion (Fokus voraus Berechnung) bei bewegten Objekten)
Als Rahmenbedingung wird für den Autofokus wird der Arbeitsbereich von EV 0 to +18 (ISO100) angegeben.
Diese Angabe ist natürlich für die meisten Anfänger nicht verständlich und bei Nachschlagen im Internet wird dann auch noch häufig der EV (Exposure-Value Belichtungswert) mit den LV (Light-Value Lichtwert), definiert für ISO 100 verwechselt.
Ich versuche es mal einfach zu Erklären ohne mit Berechnungsformeln zu hantieren. Belichtungsmesser Arbeiten mit der Einheit LV.
Der LV Wert sagt aus wievielt Licht uns zur Verfügung steht.
Beispielsweise
Sonnenlicht um die Mittagszeit hat einen LW von ca. 15
Eine 100W Lampe hat einen LW von ca. 9
Ein Feuerwerk hat einen LW von ca. 3
Aus den LV Wert berechnet sich dann die richtige Zeit / Blenden Kombination z.B. LV = 0 bei ISO 100 ergibt eine mögliche Kombination von Blende f=1 und Zeit 1s.
Wichtig ist zu Wissen das bei ISO 100 der EV Wert = den LV Wert ist, bei anderen ISO Werten gibt es dann entsprechenden Korrekturwerte.
Beispielweise
Bei ISO 50 ist EV = LV - 1
Bei ISO 100 ist EV = LV
Bei ISO 200 ist EV = LV + 1
Bei ISO 400 ist EV = LV + 2

Praxis
Und nun in die Praxis, wie man aus den oben aufgeführten Werten sehen kann kommt man bei schlechten Lichtverhältnissen und hohen Blenden (Tiefenschärfe) sehr schnell an die Grenzen des Autofokus Systems.
Dies mach sich meist dadurch bemerkbar das die Kamera sehr lange braucht um Schafzustellen gegebenenfalls auch keinen Focuspunkt findet.
In diesen Fällen empfiehlt es sich erst die Brennweite festzulegen, dann die größte mögliche Blende (kleine Blendenzahl 1.8/2.0 usw.) zu wählen, Schafstellen und dann die gewünschte Blende einstellen und Auslösen.
Eine weitere Möglichkeit ist es das AF Hilfslicht zu benutzen, dieses kann aber je nach aufgesetzten Objektiv teilweise verdeckt werden und arbeitet dann nicht ordentlich, eine kleine Taschenlampe leistet da gute Dienste.
Ein externes Sigma Blitzgerät bietet einem noch zusätzliche Hilfsmöglichkeiten zur Schafstellung in dunklen Umgebungen.
Systembedingt haben Autofokussysteme Probleme wenn das Motiv geringe Kontraste aufweist, in diesen Fall sollte man das Motiv auch mehrmals anmessen (erneutes Andrücken des Auslösers) bis man das Motiv am schärfsten im Sucher sieht.
Hilfereich ist es auch immer sich einen Kontrastreicheren Punkt in der selben Entfernung zu suchen, Schafstellen und dann zu den eigentlichen Motiv zurück schenken und Auslösen.
Bei bewegten Motiven sollte man die „C“ Einstellung für den Autofokus verwenden, diese Funktion ist dann immer nützlich wenn sich das Motiv relativ gleichmäßig bewegt, die Kamera führt hier die Schärfe automatisch nach.
Dabei muss man wissen das die Kamera in der „C“ Stellung Auslösepriorität verwendet das bedeutet Sie löst dann aus wenn ich es als Benutzer will, egal ob das Motiv scharf ist oder nicht.
Dagegen kann ich im „S“ Modus nur auslösen wenn das Objekt scharf ist, das nennt man dann Schärfepriorität.
Die "S" Einstellung ist besonders gut für statische Motive geeignet, bei andrücken des Auslösers wir Scharf gestellt, bewegt sich das Motiv danach noch entstehen Unschärfen.
Besonders in der Kombination lange Brennweiten mit offener Blende (1.8 usw.) sind selbst kleine Bewegungen eines Motives im cm Bereich schon deutlich als Unschärfe zu sehen.
Mit ein wenig Übung kann man,wenn gar nichts mehr geht, auch sehr gut ohne Autofokus die Schärfe, mit einer Sigma SDxx, festlegen dazu muss man nur am Objektiv den Schalter von „ AF“ auf „ M“ umschalten.
Ich hoffe ich konnte dieses recht komplexe Thema einigermaßen Anfänger gerecht erklären.


Viele Grüße
Stephan
.
 
Telekomiker

Telekomiker

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hallo Stephan

alle Finger noch heil?

Ist ja eine mordsmässige Arbeit, die Du hier ablieferst!
Danke auch von mir.

Gruß

Harald
 
Saturn

Saturn

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Kann man hier bewerten?
Ist ein absolutes PRO wert!

LG
Ulli
 

norbert

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Hallo Stephan,

super gemacht - klasse!:klatschen:

Beste Grüße

norbert
 

Frankg

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Sehr verständlich dargelegt.

[SCHILD]das verdient allerhöchsten Respekt![/SCHILD]


Gruß

Frankg
 
Klaus-R

Klaus-R

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Hallo Stephan! Ein wohl bekannter und wirklich erstklassiger Beitrag!

Du kommst ja noch an Dein geistiges Eigentum dran!

Grüße und schöne Photos

Klaus
 

HZ42

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Hallo Stephan,

ein schöner Beitrag.
Mich würde noch interessieren nach welchen Gesichtspunkten die Kamera eines der fünf Sensorfelder auswählt. Ich selbst benutze meist nur das mittlere Feld. Dabei passieren -trotz besseren Wissens- gelegentliche "Unfälle", indem z.B. zwischen zwei Personen hindurch der Hintergrund fokussiert wird. Speziell in Situationen, in denen nicht viel Zeit zum Nachdenken bleibt, geschehen solche Fehler.

Gruß, Hanno
 
Stephan_B

Stephan_B

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Hallo Hanno,

die Sigma wählt immer das Feld mit den besten Kontrast aus, deshalb benutze ich bei meinen Sigma Kameras auch nur den mittleren Kreuzsensor und habe die anderen abgeschaltet.

Der von Dir beschriebene Unfall kommt leider bei vielen Fotografen immer mal wieder vor.
Den kannst Du nur vermeiden wenn Du Dir eine gewisse Routine zulegst und immer erst auf eine Person fokussiert (AF im S Modus) den Sucher gedrückt hälst und dann den Auschnitt wählst und auslöst.

Wenn Du dann noch eine kleine Brennweite wählst (18-50 mm) und eine mittlere Blende verwendest (7-11) werden viele Fehler durch die hohe Tiefenschärfe wieder ausgebügelt.

Viele Grüße

Stephan
 
Stephan_B

Stephan_B

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Hallo Stephan! Ein wohl bekannter und wirklich erstklassiger Beitrag!

Du kommst ja noch an Dein geistiges Eigentum dran!

Grüße und schöne Photos

Klaus

Hallo Klaus,

das mit der Auslegung gewisser AGB in einen uns bekannten Forum ist so eine Sache.

Alle Beiträge von Dir die eine gewisse Tiefe und Kreativität aufweisen fallen unter das Urheberrecht alle anderen nicht.

Grundsätzlich hast dort durch das anerkennen der AGB den Betreiber eine Lizenz zur kostenfreien Nutzung dieser Beiträge auf dieser Plattform erlaubt, sie bleiben aber Dein Eigentum.

Den Zugang zu Deinen Eigentum kann Dir der Betreiber aus meiner Sicht nicht verweigern, aber in euren Fall wirst Du das wahrscheinlich nur über einen Anwalt regeln können.

Viele Grüße

Stephan
 

HZ42

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Hallo Stephan,

das erklärt eine gewisse "Willkür", die ich bei der Wahl der Messfelder festgestellt habe. Stimmt es, dass Kameras andere Hersteller immer das Messfeld wählen, welches die kürzeste Distanz feststellt? Das würde häufig -nicht immer- Sinn machen.
Für mich wäre eine Auswahl der Taktik im Kamera Setup ein Wunsch für kommende Software Updates und neue Kameras (SD15). Ich glaube für solche Wünsche gibt es noch kein Thema hier im Forum.

Gruß, Hanno
 
Stephan_B

Stephan_B

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Hallo Hanno,

in der Standardeinstellung arbeiten die meisten Kameras so wie die Sigma, wobei der größter Kontrast Wert bei der Messmetode auch automatisch vom am nächsten stehenden Motiv kommt.

Bei meiner Fuji S5pro läst sich dieses Verfahren aber Userspezifisch anpassen und verfeinern, so weit ist man aber bei Sigma noch nicht.

Viele Grüße

Stephan