
othello8
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Werte Fotofreunde,
ich habe es ja schon mal angekündigt, daß ich hier meine Erfahrungen mit der Sigma SD-Quattro H zusammenfassen und niederschreiben möchte. Diese Erfahrungen beruhen auf nunmehr ca. 2000 Fotos´s mit der Quattro-H und zum Teil auch auf den ca. 10000 Bildern, die ich vor einiger Zeit mit der APS-C Quattro gemacht habe. Die mitunter getätigten Vergleiche mit Bayer- Kamera´s beruhen auf Ergebnissen mit der Sony A7, A7 II, A7 R, Nikon D-800 und Nikon D-850. Hier nun meine Erfahrungen:
Das Gehäuse
Wer die Sigma SD-Quattro (H) zum ersten mal sieht, der wird sich über das etwas futuristische Design wundern. Bei dem sehr begrüßenswerten Ansatz von Sigma, daß man bei der Nutzung der spiegellosen Quattro auch weiterhin die Sigma SA Objektive nutzen kann, macht dies aber den ungewöhnlichen Distanzflansch zwischen Objektiv und Sensor erforderlich. Zusammen mit der abgeknickten Unterkante erhält die Kamera ihr charakteristisches Aussehen.
Das spritzwassergeschützte Gehäuse selbst ist aus einer sehr wertigen Magnesiumlegierung gefertigt, welche einen wunderbar wertigen Eindruck hinterläßt. Allerdings macht diese Wertigkeit das Gehäuse mit ca. 750 Gramm nicht gerade zum Leichtgewicht. Nach kurzer Eingewöhnung wird man sich an dem sehr erfreulichen Bedienkonzept der Kamera erfreuen. Die wichtigsten Bedienelemente sind im Direktzugriff oder über das QS Schnellmenü auf Knopfdruck zu erreichen. Das Schnellmenü hat acht vom Nutzer frei belegbare Einstellelemente, sodaß bei der Quattro ein Abtauchen in die Tiefen irgendwelcher Menüorgien nicht mehr nötig ist. Hat man die Kamera erst für seine individuellen Nutzungsgewohnheiten konfiguriert, sind alle relevanten Bedienelemente in sekundenschnelle angewählt und eingestellt.
Während der Bildschirm auf der Rückseite für den Liveview oder die Bildbewertung einen sehr guten und scharfen Eindruck hinterläßt, so ist der elektronische Sucher für meinen Geschmack nicht befriedigend. Hier liefern meine Sony´s deutlich besseres ab, vom Spiegelsucher einer Nikon D-850 ganz zu schweigen. Daher ist für eine genaue Scharfeinstellung das Fokus-Peaking unverzichtbar. Denn gerade die präzise Fokussierung ist bei der Quattro-H von besonderer Bedeutung. Aber dazu später mehr.
Nutzung der Kamera
Macht man die ersten Aufnahmen mit der Kamera, fällt einem zuerst die geradezu meditative Langsamkeit des Gesamtsystems auf. Der Autofokus stellt zwar sehr präzise scharf, gönnt sich aber dafür, je nach verwendetem Objektiv, eine beachtliche Zeit. Während bei lichtstarken Festbrennweiten das ganze noch nicht so sehr ins Gewicht fällt, so macht die Nutzung des AF bei lichtschwächeren Optiken oft keinen Sinn mehr, weil eine manuelle Fokussierung schneller von der Hand geht. Nach einer einzelnen Aufnahme benötigt die Quattro H je nach Aufnahmeformat 3-4 Sekunden Bearbeitungszeit. Dabei steht nach ca. einer Sekunde das belichtete Bild zur Begutachtung im Sucher oder auf dem Display zur Verfügung. Im Serienbildmodus zieht die Kamera bis zu 8 Aufnahmen in der Sekunde durch. Ist der Arbeitsspeicher der Kamera dann irgendwann voll, kann man auch getrost mal einen Kaffee trinken gehen, bis die Kamera alles auf die SD-Karte gebracht hat.
Das ganze ist also garnichts für Action- oder Sportfotografie. Dazu sollte man bedenken, daß die Kamera auch sehr große Datenmengen bearbeiten muß. Meine größten Raw´s waren in voller APS-H Auflösung bis zu 80 MB groß!
Die Kamera besitzt die üblichen Belichtungsautomatiken und die manuelle Einstellung. Mit anderen Kamera´s nutzte ich meist die Programmautomatik mit Shiftfunktion, um die gewünschte Zeit/Blendenkombination zu erhalten. Als vorwiegender Landschafts- und Architekurfotograf mache ich dies mit der Quattro-H anders. Die Programmautomatik tendiert zu recht kurzen Belichtungszeiten. Da es aber bei Landschaftsaufnahmen häufig auf größere Schärfentiefe und somit kleiner Blenden ankommt, wäre ein permanentes shiften erforderlich. Daher nutze ich nun öfter die Blendenautomatik.
Insgesamt tendiert die Quattro-H, unabhängig der verwendeten Automatik, zu einer etwas reichlichen Belichtung. Dies war mir schon von der SD-15 bekannt. Während diese ca. 0,7 Blendenstufen überbelichtete, sind es bei der Quattro-H ca. 0,3. Dieser geringe Wert ist in der späteren Rawbearbeitung völlig problemlos kompensierbar.
Bildergebnisse
Vorweg muß hier wieder, foveontypisch, folgendes festgestellt werden. Wie bei allen anderen Sigma Foveonkamera´s, ist die Quattro H keine High-Iso Kamera. Über Iso 1600 gehen alle in der Folge dargestellten positiven Eigenschaften rasend schnell in den Keller. Im Idealfall bewegt man sich zwischen ISÖ 100 und 400. Bis Iso 800 sind die Einschränkungen noch überschaubar gering.
Schon bei den ersten Bildern mit der Quattro-H fällt auf, daß der automatische Weißabgleich der Kamera, ganz im Gegensatz zu einigen älteren Sigma´s, ganz vorzüglich arbeitet. Dies ist auch eine Grundvoraussetzung für die Nutzung im JPEG Bildformat. Dieses ist erstmals im Sigmazeitalter mit der Quattro sehr gut möglich. Allerdings nutze ich dennoch aus einem anderen Grund ausschließlich das RAW Format: Die Sigma SD-Quattro H ist eine Grenzgängerin zu den Grenzen der zur Zeit möglichen Bildqualität. Sowohl in der Detailauflösung als auch in der Farb- und Kontrastwiedergabe, liefert die Quattro H einsame Spitzenergebnisse. In diesen erreichbaren Dimensionen sollte man sich auch den Mehraufwand der Rawfotografie gönnen, um wirklich alles aus der Kamera herauszuholen.
Ich habe bei mir am heimischen Rechner bezüglich der Abbildungseigenschaften die Ergebnisse der Quattro mit den diversen Sony A-7 Kamera´s und auch meiner älteren Bilder aus der Nikon D-(800/850) Zeit verglichen. Bei vergleichbaren Linsen brachte die Quattro-H fast immer die beste Detailwiedergabe. Obwohl ich es aus eigenen Vergleichen nicht beurteilen kann so würde ich doch den meisten Testberichten zustimmen, die die Quattro-H diesbezüglich eher mit Mittelformatkamera´s vergleichen.
Und auch in der Farbwiedergabe spielt die Quattro-H in ihrer eigenen Liga. Gerade in der Farbdifferenzierung kann ihr keine andere Kamera das Wasser reichen. Jeder der die direkten Vergleichsmöglichkeiten hat, kann hier mal einen kleinen Versuch starten. Man fotografiere bei diffusem Licht ein sehr feingewebtes Stück einfarbigen Stoffes und fotografiere dieses. Während alle Bayerkamera´s in der Regel eine saubere einfarbige Fläche wiedergeben, löst die Quattro-H noch feinste Gewebestrukturen und Farbdifferenzierungen auf! Auch im praxisnäheren Bereichen kann man die Überlegenheit der Farbwiedergabe der Quattro H erkennen: Man fotografiere bei bewußt sehr schlechten und diffusen Lichtverhältnissen aus einiger Entfernung eine bewaldete Anhöhe. Im Bildresultat wird man feststellen, daß die Quattro-H deutlich mehr Grüntöne im Bildergebnis auflöst. Dazu hat die Kamera noch eine andere bezaubernde Eigenschaft der Foveonsensoren zumindest zum Teil erhalten: Die "3-D Wiedergabe" oder besser gesagt, die Plastizität der Bilder. Leider war dieser Effekt aber bei den alten 1:1:1 Foveonsensoren der Vorgängermodelle noch weit besser sichtbar. Aber bei genauer Bearbeitung zeigt auch die Quattro H diesen bezaubernden Effekt.
Apropos Bearbeitung. Alle die hier geschilderten positiven Bildergebnisse bedürfen einer sehr präzisen Rawbearbeitung. Wer hier schludrig arbeitet oder zuviel des jeweils Guten möchte, verdirbt seine Bilder!!! Für ein gutes Bildergebnis, muß man bei der Quattro-H die "Regler" des SPP weit weniger ziehen, als dies bei den Vorgängermodellen erforderlich war. Gleichzeitig reagieren die Quattro Raw´s aber auch sehr sensibel darauf, wenn man mal von allem etwas zuviel möchte. Besonders im Bereich der Farbeinstellungen sollte man hier stets sehr sensibel vorgehen. Entsprechend feinfühlig vorgegangen, sind die möglichen Bildergebnisse aber grandios!
Das gleiche gilt auch für Schwarz-Weiß Aufnahmen. Wie kaum eine andere Kamera, liefert die Quattro-H eine unglaubliche Vielfalt an Grautönen und Kontrasten.
Der Dynamikumfang der Quattro H liegt mit ca. 11,8 Blendenstufen auf einem sehr guten Wert. Hier übertrifft sie die APS-C Quattro deutlich, was gerade in der Landschaftsfotografie ein großer Vorteil ist.
Objektivfragen
Sigma produziert mit der Quattro-H quasi wieder ein Kuriosum. Man baut einen Bildsensor, ohne hierfür passende Objektive anbieten zu können!!! Natürlich lassen sich die Vollformatobjektive in toller Qualität verwenden. Durch den nicht angepaßten Crop-Faktor gehen aber gerade im Weitwinkelbereich wichtige Brennweitenpunkte verloren. Eine Tatsache, die gerade Landschafts- und Architekturfotografen sehr bedauern. Andererseits lassen sich auch die entsprechenden wertigen APS-C Objektive nutzen. Dann allerdings nicht mehr mit der Auflösung auf faktischem Mittelformatniveau. Aber prinzipiell ist dies Klagen auf hohem Niveau. Denn auch im APS-C Format kann die Quattro-H im entsprechenden ISO- Bereich mit jeder Vollformatkamera mithalten. Ich habe mir inzwischen für sehr wenig Geld einige alte Vollformatlinsen zugelegt und bin mit ihnen auch im großen Format sehr glücklich.
Eines sollte aber noch Erwähnung finden: Durch die unglaubliche Schärfe und Detailwiedergabe der Quattro-H stellt sich eine neue Herausforderung an den Fotografen. Die Fokussierung des Objektives! Selbst geringstes fehlfokussieren werden durch das extrem scharfe Bildresultat gnadenlos entlarvt. Ist der Fokus bei vielen Kamera´s in Weitwinkelaufnahmen ab beispielsweise Blende 11 eine vernachlässigbare Größe, so zeigt die Quattro H hier gnadenlos jegliche geschluderte Fokuseinstellung. Jeder Autofokus stößt hier an seine Grenzen und man sollte sich schon die Mühe der sorgfältigen manuellen Fokussierung machen.
Zusammenfassung
Die Sigma Quattro-H ist im sinnvollen Anwendungsspektrum eine absolute Spitzenkamera zu einem vergleichsweise günstigen Preis. Wie alle Sigma´s bedarf es aber auch umfangreicher Kenntnisse des Nutzers, um alle Qualitäten der Kamera zur Geltung kommen zu lassen. Dies betrifft die eigentliche Nutzung der Kamera als auch der späteren Bearbeitung.
Und man muß wissen, daß die Quattro-H nie eine Allroundkamera sein kann. Die von mir geschilderten Schwächen zwingen den Nutzer dazu, sie nur in ihrem spezifischen und geliebten Anwendungsbereich zu nutzen. Dann beschenkt die Diva ihre Nutzer aber auch mit Bildern der absoluten Spitzenklasse.
Eine solche Kamera stellt die Tester diverser Fotoveröffentlichungen vor gehörige Probleme. Die Tester von "Fototest" machten es richtig: Sie verzichteten auf die Punkte einer Gesamtbewertung mit der Aussage: " Bis ISO 800 erreicht die Kamera das höchste Prädikat "super" und fünf Sterne - ab ISO 1600 "mangelhaft" und keinen einzigen Stern. Ein Mittelwert würde diesen Befund verfälschen."
Ich denke, das ist ein gutes und konsequentes Vorgehen, welches sich leider einigen "Schubladentestern" nicht erschließt.
Hier aber dennoch zwei Testberichte:
Sigma sd Quattro H - FOTO HITS Magazin
Die Spezialistin - Sigma sd Quattro H in der Praxis / 7 | d-pixx
ich habe es ja schon mal angekündigt, daß ich hier meine Erfahrungen mit der Sigma SD-Quattro H zusammenfassen und niederschreiben möchte. Diese Erfahrungen beruhen auf nunmehr ca. 2000 Fotos´s mit der Quattro-H und zum Teil auch auf den ca. 10000 Bildern, die ich vor einiger Zeit mit der APS-C Quattro gemacht habe. Die mitunter getätigten Vergleiche mit Bayer- Kamera´s beruhen auf Ergebnissen mit der Sony A7, A7 II, A7 R, Nikon D-800 und Nikon D-850. Hier nun meine Erfahrungen:
Das Gehäuse
Wer die Sigma SD-Quattro (H) zum ersten mal sieht, der wird sich über das etwas futuristische Design wundern. Bei dem sehr begrüßenswerten Ansatz von Sigma, daß man bei der Nutzung der spiegellosen Quattro auch weiterhin die Sigma SA Objektive nutzen kann, macht dies aber den ungewöhnlichen Distanzflansch zwischen Objektiv und Sensor erforderlich. Zusammen mit der abgeknickten Unterkante erhält die Kamera ihr charakteristisches Aussehen.
Das spritzwassergeschützte Gehäuse selbst ist aus einer sehr wertigen Magnesiumlegierung gefertigt, welche einen wunderbar wertigen Eindruck hinterläßt. Allerdings macht diese Wertigkeit das Gehäuse mit ca. 750 Gramm nicht gerade zum Leichtgewicht. Nach kurzer Eingewöhnung wird man sich an dem sehr erfreulichen Bedienkonzept der Kamera erfreuen. Die wichtigsten Bedienelemente sind im Direktzugriff oder über das QS Schnellmenü auf Knopfdruck zu erreichen. Das Schnellmenü hat acht vom Nutzer frei belegbare Einstellelemente, sodaß bei der Quattro ein Abtauchen in die Tiefen irgendwelcher Menüorgien nicht mehr nötig ist. Hat man die Kamera erst für seine individuellen Nutzungsgewohnheiten konfiguriert, sind alle relevanten Bedienelemente in sekundenschnelle angewählt und eingestellt.
Während der Bildschirm auf der Rückseite für den Liveview oder die Bildbewertung einen sehr guten und scharfen Eindruck hinterläßt, so ist der elektronische Sucher für meinen Geschmack nicht befriedigend. Hier liefern meine Sony´s deutlich besseres ab, vom Spiegelsucher einer Nikon D-850 ganz zu schweigen. Daher ist für eine genaue Scharfeinstellung das Fokus-Peaking unverzichtbar. Denn gerade die präzise Fokussierung ist bei der Quattro-H von besonderer Bedeutung. Aber dazu später mehr.
Nutzung der Kamera
Macht man die ersten Aufnahmen mit der Kamera, fällt einem zuerst die geradezu meditative Langsamkeit des Gesamtsystems auf. Der Autofokus stellt zwar sehr präzise scharf, gönnt sich aber dafür, je nach verwendetem Objektiv, eine beachtliche Zeit. Während bei lichtstarken Festbrennweiten das ganze noch nicht so sehr ins Gewicht fällt, so macht die Nutzung des AF bei lichtschwächeren Optiken oft keinen Sinn mehr, weil eine manuelle Fokussierung schneller von der Hand geht. Nach einer einzelnen Aufnahme benötigt die Quattro H je nach Aufnahmeformat 3-4 Sekunden Bearbeitungszeit. Dabei steht nach ca. einer Sekunde das belichtete Bild zur Begutachtung im Sucher oder auf dem Display zur Verfügung. Im Serienbildmodus zieht die Kamera bis zu 8 Aufnahmen in der Sekunde durch. Ist der Arbeitsspeicher der Kamera dann irgendwann voll, kann man auch getrost mal einen Kaffee trinken gehen, bis die Kamera alles auf die SD-Karte gebracht hat.
Das ganze ist also garnichts für Action- oder Sportfotografie. Dazu sollte man bedenken, daß die Kamera auch sehr große Datenmengen bearbeiten muß. Meine größten Raw´s waren in voller APS-H Auflösung bis zu 80 MB groß!
Die Kamera besitzt die üblichen Belichtungsautomatiken und die manuelle Einstellung. Mit anderen Kamera´s nutzte ich meist die Programmautomatik mit Shiftfunktion, um die gewünschte Zeit/Blendenkombination zu erhalten. Als vorwiegender Landschafts- und Architekurfotograf mache ich dies mit der Quattro-H anders. Die Programmautomatik tendiert zu recht kurzen Belichtungszeiten. Da es aber bei Landschaftsaufnahmen häufig auf größere Schärfentiefe und somit kleiner Blenden ankommt, wäre ein permanentes shiften erforderlich. Daher nutze ich nun öfter die Blendenautomatik.
Insgesamt tendiert die Quattro-H, unabhängig der verwendeten Automatik, zu einer etwas reichlichen Belichtung. Dies war mir schon von der SD-15 bekannt. Während diese ca. 0,7 Blendenstufen überbelichtete, sind es bei der Quattro-H ca. 0,3. Dieser geringe Wert ist in der späteren Rawbearbeitung völlig problemlos kompensierbar.
Bildergebnisse
Vorweg muß hier wieder, foveontypisch, folgendes festgestellt werden. Wie bei allen anderen Sigma Foveonkamera´s, ist die Quattro H keine High-Iso Kamera. Über Iso 1600 gehen alle in der Folge dargestellten positiven Eigenschaften rasend schnell in den Keller. Im Idealfall bewegt man sich zwischen ISÖ 100 und 400. Bis Iso 800 sind die Einschränkungen noch überschaubar gering.
Schon bei den ersten Bildern mit der Quattro-H fällt auf, daß der automatische Weißabgleich der Kamera, ganz im Gegensatz zu einigen älteren Sigma´s, ganz vorzüglich arbeitet. Dies ist auch eine Grundvoraussetzung für die Nutzung im JPEG Bildformat. Dieses ist erstmals im Sigmazeitalter mit der Quattro sehr gut möglich. Allerdings nutze ich dennoch aus einem anderen Grund ausschließlich das RAW Format: Die Sigma SD-Quattro H ist eine Grenzgängerin zu den Grenzen der zur Zeit möglichen Bildqualität. Sowohl in der Detailauflösung als auch in der Farb- und Kontrastwiedergabe, liefert die Quattro H einsame Spitzenergebnisse. In diesen erreichbaren Dimensionen sollte man sich auch den Mehraufwand der Rawfotografie gönnen, um wirklich alles aus der Kamera herauszuholen.
Ich habe bei mir am heimischen Rechner bezüglich der Abbildungseigenschaften die Ergebnisse der Quattro mit den diversen Sony A-7 Kamera´s und auch meiner älteren Bilder aus der Nikon D-(800/850) Zeit verglichen. Bei vergleichbaren Linsen brachte die Quattro-H fast immer die beste Detailwiedergabe. Obwohl ich es aus eigenen Vergleichen nicht beurteilen kann so würde ich doch den meisten Testberichten zustimmen, die die Quattro-H diesbezüglich eher mit Mittelformatkamera´s vergleichen.
Und auch in der Farbwiedergabe spielt die Quattro-H in ihrer eigenen Liga. Gerade in der Farbdifferenzierung kann ihr keine andere Kamera das Wasser reichen. Jeder der die direkten Vergleichsmöglichkeiten hat, kann hier mal einen kleinen Versuch starten. Man fotografiere bei diffusem Licht ein sehr feingewebtes Stück einfarbigen Stoffes und fotografiere dieses. Während alle Bayerkamera´s in der Regel eine saubere einfarbige Fläche wiedergeben, löst die Quattro-H noch feinste Gewebestrukturen und Farbdifferenzierungen auf! Auch im praxisnäheren Bereichen kann man die Überlegenheit der Farbwiedergabe der Quattro H erkennen: Man fotografiere bei bewußt sehr schlechten und diffusen Lichtverhältnissen aus einiger Entfernung eine bewaldete Anhöhe. Im Bildresultat wird man feststellen, daß die Quattro-H deutlich mehr Grüntöne im Bildergebnis auflöst. Dazu hat die Kamera noch eine andere bezaubernde Eigenschaft der Foveonsensoren zumindest zum Teil erhalten: Die "3-D Wiedergabe" oder besser gesagt, die Plastizität der Bilder. Leider war dieser Effekt aber bei den alten 1:1:1 Foveonsensoren der Vorgängermodelle noch weit besser sichtbar. Aber bei genauer Bearbeitung zeigt auch die Quattro H diesen bezaubernden Effekt.
Apropos Bearbeitung. Alle die hier geschilderten positiven Bildergebnisse bedürfen einer sehr präzisen Rawbearbeitung. Wer hier schludrig arbeitet oder zuviel des jeweils Guten möchte, verdirbt seine Bilder!!! Für ein gutes Bildergebnis, muß man bei der Quattro-H die "Regler" des SPP weit weniger ziehen, als dies bei den Vorgängermodellen erforderlich war. Gleichzeitig reagieren die Quattro Raw´s aber auch sehr sensibel darauf, wenn man mal von allem etwas zuviel möchte. Besonders im Bereich der Farbeinstellungen sollte man hier stets sehr sensibel vorgehen. Entsprechend feinfühlig vorgegangen, sind die möglichen Bildergebnisse aber grandios!
Das gleiche gilt auch für Schwarz-Weiß Aufnahmen. Wie kaum eine andere Kamera, liefert die Quattro-H eine unglaubliche Vielfalt an Grautönen und Kontrasten.
Der Dynamikumfang der Quattro H liegt mit ca. 11,8 Blendenstufen auf einem sehr guten Wert. Hier übertrifft sie die APS-C Quattro deutlich, was gerade in der Landschaftsfotografie ein großer Vorteil ist.
Objektivfragen
Sigma produziert mit der Quattro-H quasi wieder ein Kuriosum. Man baut einen Bildsensor, ohne hierfür passende Objektive anbieten zu können!!! Natürlich lassen sich die Vollformatobjektive in toller Qualität verwenden. Durch den nicht angepaßten Crop-Faktor gehen aber gerade im Weitwinkelbereich wichtige Brennweitenpunkte verloren. Eine Tatsache, die gerade Landschafts- und Architekturfotografen sehr bedauern. Andererseits lassen sich auch die entsprechenden wertigen APS-C Objektive nutzen. Dann allerdings nicht mehr mit der Auflösung auf faktischem Mittelformatniveau. Aber prinzipiell ist dies Klagen auf hohem Niveau. Denn auch im APS-C Format kann die Quattro-H im entsprechenden ISO- Bereich mit jeder Vollformatkamera mithalten. Ich habe mir inzwischen für sehr wenig Geld einige alte Vollformatlinsen zugelegt und bin mit ihnen auch im großen Format sehr glücklich.
Eines sollte aber noch Erwähnung finden: Durch die unglaubliche Schärfe und Detailwiedergabe der Quattro-H stellt sich eine neue Herausforderung an den Fotografen. Die Fokussierung des Objektives! Selbst geringstes fehlfokussieren werden durch das extrem scharfe Bildresultat gnadenlos entlarvt. Ist der Fokus bei vielen Kamera´s in Weitwinkelaufnahmen ab beispielsweise Blende 11 eine vernachlässigbare Größe, so zeigt die Quattro H hier gnadenlos jegliche geschluderte Fokuseinstellung. Jeder Autofokus stößt hier an seine Grenzen und man sollte sich schon die Mühe der sorgfältigen manuellen Fokussierung machen.
Zusammenfassung
Die Sigma Quattro-H ist im sinnvollen Anwendungsspektrum eine absolute Spitzenkamera zu einem vergleichsweise günstigen Preis. Wie alle Sigma´s bedarf es aber auch umfangreicher Kenntnisse des Nutzers, um alle Qualitäten der Kamera zur Geltung kommen zu lassen. Dies betrifft die eigentliche Nutzung der Kamera als auch der späteren Bearbeitung.
Und man muß wissen, daß die Quattro-H nie eine Allroundkamera sein kann. Die von mir geschilderten Schwächen zwingen den Nutzer dazu, sie nur in ihrem spezifischen und geliebten Anwendungsbereich zu nutzen. Dann beschenkt die Diva ihre Nutzer aber auch mit Bildern der absoluten Spitzenklasse.
Eine solche Kamera stellt die Tester diverser Fotoveröffentlichungen vor gehörige Probleme. Die Tester von "Fototest" machten es richtig: Sie verzichteten auf die Punkte einer Gesamtbewertung mit der Aussage: " Bis ISO 800 erreicht die Kamera das höchste Prädikat "super" und fünf Sterne - ab ISO 1600 "mangelhaft" und keinen einzigen Stern. Ein Mittelwert würde diesen Befund verfälschen."
Ich denke, das ist ein gutes und konsequentes Vorgehen, welches sich leider einigen "Schubladentestern" nicht erschließt.
Hier aber dennoch zwei Testberichte:
Sigma sd Quattro H - FOTO HITS Magazin
Die Spezialistin - Sigma sd Quattro H in der Praxis / 7 | d-pixx