
Klaus-R
Moderator
- Beiträge
- 21.108
Hallo zusammen,
wer sich in dieser Zeit in die Filmphotographie verliebt (oder sie wie ich wiederentdeckt), muss einfach über eine bestimmte Kamera stolpern .... ganz einfach weil es davon enorm viele gibt .... ein Kassenschlager der 1950er Jahre, ein Erfolgsmodell, das (wie so manches, was mich "erwärmt") auch heute noch sehr sehr bezahlbar ist.
Beim Namen "Golf" klingelt natürlich sofort das gleichnamige Automodell von Volkswagen im Ohr.
Welch Zufall übrigens .... es gab auch eine ADOX POLO 35mm Kamera ..... aber mehr als 20 Jahre früher als den "Volkswagen" Golf .... und so wurde sie ab 1954 von ADOX im dritten Produktionsjahr tatsächlich auch beworben. Die "Volkskamera".

1952 wurde die Adox Golf erstmalig zum Kauf angeboten .... ein schicker 6x6 Falter für den bis heute erhältlichen Rollfilm Typ 120.
Das damals günstigste Modell (Golf I) war für damalige 89,-DM zu haben und für damalige Verhältnisse schon richtig gut ausgestattet.
Die Golf I hatte einen optischen Sucher, ein sehr schönes 75mm/F1:4,5 Steinheil Cassar Objektiv und einen schon ziemlich hochwertigen Pronto Zentral-Verschluss.

Der Pronto Verschluss konnte die vier wichtigen Verschlusszeiten 1/200s 1/100s 1/50s 1/25s und B. Ferner hatte er ein damals nicht selbstverständliches Vorlaufwerk (Roter Hebel), das man später dann Selbstauslöser nannte.
Auch verfügt der Pronto-Zentralverschluss über eine Kabelkontakt-Buchse zur Blitzsynchronisation ..... dazu später noch viel mehr.
Alle ADOX Golf Modelle verfügen über einen Gehäuse-Auslöser und eine eingebaute Doppelbelichtungssperre (ein enorm wichtiges Feature, das bei fast allen Vorkriegsmodellen leider noch fehlt und für mich persönlich ein Ausschlusskriterium ist, eine Faltkamera nicht haben zu möchten.)
Fehlt eine Doppelbelichtungssperre nämlich, dann musst Du Dir genau merken, ob Du schon den Film transportiert hast, oder nicht. Irgendwann vertust Du Dich dann doch und hast gleich zwei Aufnahmen geghimmelt! Wie gesagt ..... ich würde sehr empfehlen, dieses Feature haben zu möchten.
Preis Anfang der 1950er .......89,-DM
So hört sich das ja preiswert an .... und ich habe mal versucht herauszufinden, was 89,-DM damals bedeutet haben müssen.
Sieben Jahre nach Kriegsende und erst vier Jahre nach der Einführung der D-Mark in den deutschen Westzonen muss das ein ziemlicher Batzen Geld gewesen sein. Der Durchschnittslohn muss (je nach Quelle) so bei 320-350,- DM/Monat gelegen haben. Zumindest im damals ja total zerschmissenen
Deutschland muss es schwierig gewesen sein, die Kamera zu verkaufen, der Weltmarkt nahm sie sofort begeistert an.
Volkskamera: ADOX GOLF 63 für 49,75,-DM
Die Bezeichnung "Volkskamera" kam erst zur Photokina 1954, als ADOX eine etwas abgespeckte Golf vorstellte ..... die GOLF63
Genau eine solche GOLF 63 war auch meine allereste ADOX Golf, die mich mal auf einem Flohmarkt angelacht hatte und die ich damals schon einmal vorgestellt hatte:
Kameraportrait ADOX GOLF 63 .... Eine Kamera erzählt ihre Geschichte!
Für einen Preis, der nur noch knapp über dem einer Boxkamera lag, wurde die "Volks-Adox" auch im Inland zum Verkaufsschlager:

Diese Golf 63 ist in wirklich sehr gutem Zustand, wie alle meine ADOXen.
Der Vario-Verschluss bietet drei Verschlusszeiten 1/200s, 1/50s, 1/25s und B. Fertig! Ein Vorlaufwerk hat er nicht, dafür muss man aber auf eine Blitzsynchro-Buchse nicht verzichten. Für den Preishammer hatte ADOX ein eigenes ADOXAR-Objektiv entwickelt, das zwar mit f: 1:6,3 nicht besonders
lichtstark war, aber als ausgezeichnet scharf beworben wurde, was ich bestätige ....knackscharf bis in die Bildecken und keine merkliche Vignettierung:

Mit der Golf 63 hatte man in 1954 eine Kamera, mit der man exakt belichten konnte, die für (aus der Hand) die wichtigsten Verschlusszeiten konnte, die ein sehr ordentliches Objektiv hatte und mit der man Blitzaufnahmen machen konnte.
Für nicht viel mehr Geld als für eine Box-Kamera hatte man Qualität in der Hand ....
Nicht erstaunlich also, dass es auf dem Gebrauchtmarkt heute geschätzte 85% Golf 63 gibt .... andere Modelle sind im Vergleich viel seltener.
Die nächsthäufigste Adox Golf ist die Golf 63s. Für 10,-DM mehr gab es dann den Pronto-Verschluss mit dem ADOXAR-Objektiv.
Hier meine 63s

Die MESS-GOLF:
Die allermeisten Mittelformat Falter haben keine Entfernungsmessung, was ein riesiges Problem ist. Mittelformat Aufnahmen müssen aufgrund der auch abgeblendet sehr geringen Tiefenschärfe des riesigen Aufnahmeformates sehr genau fokussiert werden. Im Nahbereich reichen schon sehr geringe Fehlfokussierungen für augenscheinlich schon sehr unscharfe Bildergebnisse. Wenn das Motiv 5m Abstand hat und auf 4m "geschätzt" wurde, dann kann eine solche Aufnahme keinen heutigen Mittelformat-Ansprüchen mehr genügen. Deshalb gab es sog. Aufsteck-Mischbild-Entfernungsmesser.
Sehr interessant .... es gibt vergleichsweise seltene ADOX- MESS-GOLF-Modelle in Verbindung mit beonders hochwertiger Ausstattung.
Bei diesen Modellen ist ein sehr genauer Michbild-Messsucher in den Kamerakopf eingebaut:
Hier meine Mess Golf I (Messsucher / Cassar 75mm/4,5 Optik / Pronto Verschluss)

Die Mess-Golf Modelle erlauben sehr exaktes Fokussieren dadurch, dass zusätzlich zum Motivsucher ein zweiter Messsucher mit der damals verwewndeten Mischbild-Technik verbaut wurde.
Man nennt das eine "Ungekoppelte Entfernungsmessung".

An diesem zusätzlichen Stellrad dreht man so lange, bis beide Mischbilder im anvisierten Motivbereicch deckungsgleich sind. Man liest dann die Entfernung am Stellrad ab und überträgt den Wert dann auf den Objektiv-Stellring.
Mein persönliches ADOX-GOLF Topmodell ist eine Mess Golf II
Ausstattung: Objektiv: Steinheil Cassar 75mm/4,5 Verschluss: Prontor-S (Alle Zeiten von 1/300s bis 1s und B und Vorlaufwerk)

Es soll mit weiteren Details zur ADOX-GOLF weitergehen .....
Grüße und schöne Photos
Klaus
wer sich in dieser Zeit in die Filmphotographie verliebt (oder sie wie ich wiederentdeckt), muss einfach über eine bestimmte Kamera stolpern .... ganz einfach weil es davon enorm viele gibt .... ein Kassenschlager der 1950er Jahre, ein Erfolgsmodell, das (wie so manches, was mich "erwärmt") auch heute noch sehr sehr bezahlbar ist.
Beim Namen "Golf" klingelt natürlich sofort das gleichnamige Automodell von Volkswagen im Ohr.
Welch Zufall übrigens .... es gab auch eine ADOX POLO 35mm Kamera ..... aber mehr als 20 Jahre früher als den "Volkswagen" Golf .... und so wurde sie ab 1954 von ADOX im dritten Produktionsjahr tatsächlich auch beworben. Die "Volkskamera".

1952 wurde die Adox Golf erstmalig zum Kauf angeboten .... ein schicker 6x6 Falter für den bis heute erhältlichen Rollfilm Typ 120.
Das damals günstigste Modell (Golf I) war für damalige 89,-DM zu haben und für damalige Verhältnisse schon richtig gut ausgestattet.
Die Golf I hatte einen optischen Sucher, ein sehr schönes 75mm/F1:4,5 Steinheil Cassar Objektiv und einen schon ziemlich hochwertigen Pronto Zentral-Verschluss.

Der Pronto Verschluss konnte die vier wichtigen Verschlusszeiten 1/200s 1/100s 1/50s 1/25s und B. Ferner hatte er ein damals nicht selbstverständliches Vorlaufwerk (Roter Hebel), das man später dann Selbstauslöser nannte.
Auch verfügt der Pronto-Zentralverschluss über eine Kabelkontakt-Buchse zur Blitzsynchronisation ..... dazu später noch viel mehr.
Alle ADOX Golf Modelle verfügen über einen Gehäuse-Auslöser und eine eingebaute Doppelbelichtungssperre (ein enorm wichtiges Feature, das bei fast allen Vorkriegsmodellen leider noch fehlt und für mich persönlich ein Ausschlusskriterium ist, eine Faltkamera nicht haben zu möchten.)
Fehlt eine Doppelbelichtungssperre nämlich, dann musst Du Dir genau merken, ob Du schon den Film transportiert hast, oder nicht. Irgendwann vertust Du Dich dann doch und hast gleich zwei Aufnahmen geghimmelt! Wie gesagt ..... ich würde sehr empfehlen, dieses Feature haben zu möchten.
Preis Anfang der 1950er .......89,-DM
So hört sich das ja preiswert an .... und ich habe mal versucht herauszufinden, was 89,-DM damals bedeutet haben müssen.
Sieben Jahre nach Kriegsende und erst vier Jahre nach der Einführung der D-Mark in den deutschen Westzonen muss das ein ziemlicher Batzen Geld gewesen sein. Der Durchschnittslohn muss (je nach Quelle) so bei 320-350,- DM/Monat gelegen haben. Zumindest im damals ja total zerschmissenen
Deutschland muss es schwierig gewesen sein, die Kamera zu verkaufen, der Weltmarkt nahm sie sofort begeistert an.
Volkskamera: ADOX GOLF 63 für 49,75,-DM
Die Bezeichnung "Volkskamera" kam erst zur Photokina 1954, als ADOX eine etwas abgespeckte Golf vorstellte ..... die GOLF63
Genau eine solche GOLF 63 war auch meine allereste ADOX Golf, die mich mal auf einem Flohmarkt angelacht hatte und die ich damals schon einmal vorgestellt hatte:
Kameraportrait ADOX GOLF 63 .... Eine Kamera erzählt ihre Geschichte!
Für einen Preis, der nur noch knapp über dem einer Boxkamera lag, wurde die "Volks-Adox" auch im Inland zum Verkaufsschlager:

Diese Golf 63 ist in wirklich sehr gutem Zustand, wie alle meine ADOXen.
Der Vario-Verschluss bietet drei Verschlusszeiten 1/200s, 1/50s, 1/25s und B. Fertig! Ein Vorlaufwerk hat er nicht, dafür muss man aber auf eine Blitzsynchro-Buchse nicht verzichten. Für den Preishammer hatte ADOX ein eigenes ADOXAR-Objektiv entwickelt, das zwar mit f: 1:6,3 nicht besonders
lichtstark war, aber als ausgezeichnet scharf beworben wurde, was ich bestätige ....knackscharf bis in die Bildecken und keine merkliche Vignettierung:

Mit der Golf 63 hatte man in 1954 eine Kamera, mit der man exakt belichten konnte, die für (aus der Hand) die wichtigsten Verschlusszeiten konnte, die ein sehr ordentliches Objektiv hatte und mit der man Blitzaufnahmen machen konnte.
Für nicht viel mehr Geld als für eine Box-Kamera hatte man Qualität in der Hand ....
Nicht erstaunlich also, dass es auf dem Gebrauchtmarkt heute geschätzte 85% Golf 63 gibt .... andere Modelle sind im Vergleich viel seltener.
Die nächsthäufigste Adox Golf ist die Golf 63s. Für 10,-DM mehr gab es dann den Pronto-Verschluss mit dem ADOXAR-Objektiv.
Hier meine 63s

Die MESS-GOLF:
Die allermeisten Mittelformat Falter haben keine Entfernungsmessung, was ein riesiges Problem ist. Mittelformat Aufnahmen müssen aufgrund der auch abgeblendet sehr geringen Tiefenschärfe des riesigen Aufnahmeformates sehr genau fokussiert werden. Im Nahbereich reichen schon sehr geringe Fehlfokussierungen für augenscheinlich schon sehr unscharfe Bildergebnisse. Wenn das Motiv 5m Abstand hat und auf 4m "geschätzt" wurde, dann kann eine solche Aufnahme keinen heutigen Mittelformat-Ansprüchen mehr genügen. Deshalb gab es sog. Aufsteck-Mischbild-Entfernungsmesser.
Sehr interessant .... es gibt vergleichsweise seltene ADOX- MESS-GOLF-Modelle in Verbindung mit beonders hochwertiger Ausstattung.
Bei diesen Modellen ist ein sehr genauer Michbild-Messsucher in den Kamerakopf eingebaut:
Hier meine Mess Golf I (Messsucher / Cassar 75mm/4,5 Optik / Pronto Verschluss)

Die Mess-Golf Modelle erlauben sehr exaktes Fokussieren dadurch, dass zusätzlich zum Motivsucher ein zweiter Messsucher mit der damals verwewndeten Mischbild-Technik verbaut wurde.
Man nennt das eine "Ungekoppelte Entfernungsmessung".

An diesem zusätzlichen Stellrad dreht man so lange, bis beide Mischbilder im anvisierten Motivbereicch deckungsgleich sind. Man liest dann die Entfernung am Stellrad ab und überträgt den Wert dann auf den Objektiv-Stellring.
Mein persönliches ADOX-GOLF Topmodell ist eine Mess Golf II
Ausstattung: Objektiv: Steinheil Cassar 75mm/4,5 Verschluss: Prontor-S (Alle Zeiten von 1/300s bis 1s und B und Vorlaufwerk)

Es soll mit weiteren Details zur ADOX-GOLF weitergehen .....
Grüße und schöne Photos
Klaus
Zuletzt bearbeitet: